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Wie giftig sind Teelichter wirklich und gibt es eine umweltfreundliche Alternative? 

Im Herbst und Winter schafft es das Licht der Kerzen immer, unsere Gemüter aufzuhellen und eine angenehme Atmosphäre zu erzeugen. Dennoch verzichten immer mehr Menschen auf die flackernden Teelichter. Grund dafür ist das, sich hartnäckig haltende Gerücht, handelsübliche Kerzen würden schädliche Substanzen freisetzen, sobald du sie anzündest. Doch was ist wirklich dran an diesem Gerücht? Sind Paraffin, Stearin und Co tatsächlich so schädlich, wie viele sagen? Und wenn ja: Wie ist es dennoch möglich, die grauen Herbst- und Wintertage in warmem Kerzenschein zu erleuchten?

Paraffin – bedenkliche Stoffe und negative Klimabilanz

Bio Bienenwachs-Teelichter ohne Alu

Die meisten Teelichter, die du im Laden und Online kaufen kannst, bestehen aus Paraffin. Diesen Stoff gewinnen Kerzenhersteller aus Erdöl. Verwendung findet er allerdings schon seit 1830 in der Kerzenherstellung.

Würden Paraffinlichter entsprechend hohe Temperaturen erzeugen können, würden ausschließlich Wasser und Kohlendioxid freigesetzt werden. Beides wäre zumindest in Hinblick auf die menschliche Gesundheit völlig unbedenklich. Das Problem ist jedoch, dass das Paraffin die notwendigen Temperaturen für eine solche Verbrennung nicht erreichen kann. Die Folge: Die Kerzen setzen einige bedenklich und sogar nachweislich ungesunde Stoffe frei, darunter auch Kohlenwasserstoffe wie Toluol und Benzol, aber auch Alkane, Alkene und Ketone.

Bestätigt wurde diese Vermutung bereits im Jahr 2009. Damals fand eine Studie an der South Carolina State University statt, die sich mit den Substanzen auseinandersetzte, die bei der Verbrennung von Paraffinwachs entstehen. Der leitende Wissenschaftler der Studie, Dr. Ruhullah Massoudi, erklärte im Anschluss, dass das Einatmen der Stoffe in den Paraffinteelichtern auf Dauer zur Entwicklung diverser Krankheiten führen könne. Dabei nannte er vor allem Atemkrankheiten wie Asthma sowie diverse Allergien und brachte sogar ein erhöhtes Krebsrisiko ins Spiel. Er betonte allerdings auch, dass das gelegentliche Entzünden einer Paraffinkerze nur selten zu solch schweren Beeinträchtigungen führen würde.

Stearin – weniger Schadstoffe, doch wie sieht es mit dem Umweltschutz aus?

Deutlich gesünder als Paraffin sollen Stearinteelichter sein. Bei der Verbrennung entsteht hier deutlich weniger Ruß, was letztendlich auch zu einer geringeren Freisetzung von Schadstoffen führt.

Hergestellt werden die Kerzen aus Stearin, einem nachwachsenden Rohstoff. In der Regel verwenden Hersteller hier Palmöl oder Kokosöl. Eher selten bestehen Stearinteelichter allerdings aus Rindertalg und Schlachtabfällen – von diesen solltest du jedoch besser die Finger lassen.

Brennendes rotes Teelicht ohne Alu-Hülle

Hinsichtlich der Umweltverträglichkeit zeichnet sich Stearin dadurch aus, dass es nahezu kein CO2 freisetzt. Eher bedenklich ist für dich als Kerzenliebhaber mit Klimabewusstsein, dass Hersteller für die Produktion von Stearin Kokos- und Palmölplantagen benötigen. Damit es ausreichend viele Plantagen gibt, roden Plantagenbetreiber regelmäßig Flächen des Regenwalds in Südamerika und verkleinern diesen. Dabei kommen Tiere ums Leben und Ureinwohner müssen sich neue Lebensräume suchen. Darüber hinaus entsteht bei der Rodung eine Menge CO2, die sich letztendlich auch auf die Klimabilanz der Stearinteelichter auswirkt.

Dennoch erhalten einige Modelle, die aus Stearin bestehen, ein Bio-Siegel. Hier stammt das Stearin von nachhaltig angebauten Palmölplantagen.

Wie du trotz gesundheitlicher und umwelttechnischer Bedenken, Teelichter für dich nutzen kannst

In den letzten Jahren wurde die Nachfrage nach Alternativen zu den herkömmlichen Erzeugnissen immer lauter. So entwickelte sich nach und nach ein Markt für umweltfreundlichere und gesündere Lösungen. Und wo ein Markt ist, ist bekanntlich auch ein Angebot.

Schon vor Jahrhunderten setzten die Menschen auf Kerzen aus Bienenwachs. Während sie mit der Verfügbarkeit von Paraffin langsam verschwanden, sind sie heute eine beliebte Alternative. Die Teelichter aus Bienenwachs zeichnen sich durch ihren goldgelben Farbton und einen leichten, honigartigen Duft aus. Unter den Umweltschützern, denen auch ihre Gesundheit wichtig ist, sind das Bienenwachslicht besonders beliebt, wenn sie aus einer Bio-Imkerei stammen.

Bunte Teelichtgläser und ihre Wirkung

Leider musst du hier für ein Teelicht etwas tiefer in die Tasche greifen, als für herkömmliche Teelichter. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Bienenwachs wird von Arbeitsbienen produziert, die damit die Waben für den Bienenstock bauen. Das dauert einige Zeit und der Imker kann in der Regel nur einen Teil des Wachses verwenden, da die Bienen nur überleben können, wenn aus den Wachswaben neue Bienen schlüpfen. Das bedeutet einerseits, das nur geringe Mengen an Bienenwachs für Kerzen zur Verfügung stehen. Auf der anderen Seite macht die Gewinnung für den Imker eine Menge Arbeit, die du beim Kauf mitzahlen musst.

Aus umwelttechnischer Sicht wird es bei den Bienenwachskerzen allerdings dann problematisch, wenn das Bienenwachs importiert wird. In Deutschland gibt es nämlich nicht allzu große Reserven und so schaffen Produzenten das Wachs aus anderen Ländern der Welt – etwa aus China, Südafrika und Südamerika – herbei. Beim Transport kommt folglich ein immenser CO2-Ausstoß hinzu, der sich letztendlich auf die Klimabilanz der Kerzen auswirkt.

Fazit zur Gegenüberstellung

Jedes Teelicht birgt leichte gesundheitliche und umweltschädliche Risiken. Ist es dir ein Anliegen, Teelichter zu verwenden, die weder dir, deiner Familie und deinen Haustieren, noch der Umwelt schaden, solltest du beim Kauf immer auf ein Bio-Siegel achten. Von Varianten aus Paraffin gilt es Abstand zu gewinnen. Hier kann auch ein Zertifikat nichts mehr retten.

Stearin aus nachhaltig bewirtschafteten Plantagen, ist hingegen kaum gesundheits- und umweltschädlich. Bei den Bienenwachslichtern solltest du hingegen darauf achten, dass sie aus Deutschland oder wenigstens aus einem der umliegenden Länder stammen. Importierte, aus China oder Südamerika stammendes Bienenwachs, trägt dagegen – natürlich nur zu einem kleinen Teil – zur Klimaerwärmung bei. Deshalb solltest du sie möglichst meiden.


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Kommentare

Dr. Axel Ingendoh 17. September 2020 um 07:41

Guten Tag, die gesunde Alternative zu Teelichtern aus Paraffin sind unsere Teelichter aus Rapsöl.
Die umweltverträglichere Lösung zu Teelichtern aus Stearin sind unsere Teelichter aus deutschem Rapsöl.
Die vegane Lösung zu Teelichtern aus Bienenwachs sind unsere Teelichter aus deutschem Rapsöl.

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Sabine Albertz 27. November 2020 um 10:26

Hallo, Ihr Artikel ist sehr aufschlussreich, was die verschiedenen Wachssorten angeht. Ich frage mich aber auch, ob durch die Hitze eine chemische Reaktion mit dem „Gefäßmaterial“ (Plastik und/oder Aluminium) entsteht, die eventuell auch gesundheitsschädlich sein könnte. Wenn ja, suche ich hierzu eine Alternative. Auf Ihre Einschätzung hierzu bin ich sehr gespannt. Vielen Dank für Ihr Feedback.

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Rollatoropa 3. Dezember 2020 um 11:22

Gute Frage. Dazu müsste man die Plastiksorte wissen und ab welchen Temperaturen sie wie reagieren und ob Alu als Metall überhaupt in die Luft ausgasen kann. Immerhin kann man davon ausgehen dass sie hitzebeständiges Plastik nehmen. Eine Kerzenflamme soll an der heissesten Stelle ca 800°C erreichen. Das Wachs, dass die Hülse berührt erreicht in jedem Fall nicht die Hitze der Flamme selbst, denn ich kann das flüssige Wachs am Rand zur Hülse noch berühren. Diese indirekte Hitze kommt mir persönlich nicht so extrem heiss vor, als dass sie da viel an dieser Aussenhülle bewirken könnte. Kurz vor dem verlöschen erreicht die Flamme mit Ihrer Temperatur dann näher den Boden der Hülse. Riecht es in diesem Moment nach Metall oder Plastik in der Atemluft? Wenn nicht, so würde ich das als gutes Zeichen betrachten. Falls es aber doch nach dem Hülsenmaterial riecht, könnte man die Kerzen eher ausmachen oder sie wenn es geht vor dem anzünden aus den Hülsen nehmen und in Glasteelichthaltern abbrennen. Wenn man die Teelichter selbst vorher ausmacht geben sie oft weniger Rauch ab, als wenn sie langsam selbst ausgehen. Müllsparende Alternative: Hülsenfreie Nachfüllteelichter und einen Satz Glasteelichthalter kaufen. Glashülsen oder Glasteelichthalter sind genauso rund, klein, nur ein kleines bisschen dickerer Rand. Sie werden in der Spülmaschine sauber. Auf Wegwerfhülsen zu verzichten ist ein feiner Zug, wegen der furchtbaren Schäden die die Herstellung von Alu in der Natur anrichtet und um Plastik zu sparen.

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Nachdenklicher Leser 3. Dezember 2020 um 09:22

WARUM sollte man von STEARINkerzen aus Schlachtabfällen die Finger lassen?
Im Artikel wird davon abgeraten – doch ohne Begründung weshalb.
Bei Talg sind die Nachteile bekannt. Stearin ist jedoch ein anderes Material.
Es wird hier als gesündere Wahl zu Paraffin beschrieben.
Es ist laut einem Artikel der Website von Radio Bayern 1 sogar nachhaltig wenn es aus Schlachtabfällen gewonnen wird. In Wikipedia ist zu lesen das Stearin kompostierbar ist und dort wird kein Unterschied zwischen tierischem und pflanzlichen Stearin gemacht. Warum also rät man dann in diesem Artikel hier von dieser Alternative ab? Was kann der Anwender da im Gegensatz zur pflanzlichen Stearinkerze schädliches einatmen?

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